Kundenstimmen, Interview mit Jean-Pierre Liesch, Leiter Alterssiedlung Kantengut
Herr Liesch, an qualifizierten Führungspersonen mangelt es der Wirtschaft ja immer. Zudem ist Ihr Beruf äusserst anspruchsvoll und fordert Ihnen vieles ab. Was ist Ihre Motivation, sich den grossen Herausforderungen des Alltags zu stellen?
Der Spass an der Arbeit. Ich nehme mir immer heraus, die Freude und den Spass in meine Arbeit zu integrieren. Nur so kann ich Höchstleistungen erbringen und diese aufgrund meines Beispiels auch von Mitarbeitenden einfordern.
Empfinden Sie diesen Wunsch nach Spass auch als Privatperson und Familienmensch?
Absolut. Auch in meiner Freizeit – sei dies beim Sport, sei es bei Aktivitäten mit der Familie – ist Spass haben für mich ein Ausdruck von Lebensfreude. Das ist mir sehr wichtig.
Sie erwähnten den Sport. Was können Führungskräfte von Spitzensportlern lernen?
Die Tatsache, dass die Leistung immer darin gründet, wie viel man für sein Ziel tut und trainiert, hat etwas Bodenständiges und ist ein Grundsatz, den man durchaus auch als Unternehmensleiter übernehmen kann.
Wir erleben aktuell in diversen Branchen Stellenabbaupläne, zum Beispiel, wie bekannt, bei der grossen ABB oder dem renommierten Liftbauer Schindler. Müssen wir uns auch in der Alters- und Pflegeheimbranche vor einem Stellenabbau fürchten?
Ich glaube nicht, dass Jobs als solche im Gesundheitswesen wegfallen werden, jedoch werden sich die Jobs sicherlich dahingehend verändern, dass mehr Flexibilität verlangt sein wird. Verglichen mit anderen Wirtschaftszweigen dürfen wir sicherlich optimistischer in die Zukunft schauen.
Wird den vielen anspruchsvollen Arbeiten, welche in einem Alters- oder Pflegeheim geleistet werden, auch in wirtschaftlich schlechteren Zeiten noch genügend Anerkennung gezollt?
Die Belastung der Mitarbeitenden ist seit einiger Zeit kein Tabuthema mehr, deshalb steigert sich die Anerkennung für die Pflegeberufe sowie für die vielen anderen Arbeiten, die es braucht, zunehmend. Es ist und bleibt die Aufgabe unserer Branche, mehr Aufklärungsarbeit und verbesserte Kommunikation zu lancieren, damit die Gesellschaft auch in wirtschaftlich schlechteren Zeiten die Wichtigkeit unserer Arbeit erkennt und sich weiterhin mit dem «Alter» solidarisch zeigt.
«ICH GLAUBE NICHT, DASS JOBS IM GESUNDHEITSWESEN WEGFALLEN WERDEN.»
Steigt mit der Anerkennung auch die Bereitschaft, finanziell mehr für Altersinstitutionen zu tun?
Leider nein. Die Bereitschaft, auch die Mehrkosten zu tragen, welche beispielsweise durch die demografische Entwicklung entstehen, fehlt oder wird zu wenig beachtet.
Weshalb fehlt diese Bereitschaft?
Im Kostenwachstum sind Leistungsausweitungen nicht zwingend enthalten. Die Sachlage ist vielmehr so, dass durch die höheren Kosten die Betreuung einer grösseren Anzahl von Menschen finanziert wird. Dieses Verständnis und die nötige Differenzierung komplexer Thematiken sind leider oftmals nicht bekannt oder werden schlecht kommuniziert.
«ALS ERSTER KANTON HAT GRAUBÜNDEN EIN GESETZ ZUM BETREUTEN WOHNEN LANCIERT.»
Die aktuelle Flüchtlingskrise ist in vielen Unternehmen ein grosses Thema. Welche Auswirkungen erwarten Sie diesbezüglich für die Alters- und Pflegeheimbranche?
Aktuell ist dieses Thema, geschäftlich gesehen, zu weit weg für die Branche. Fakt ist jedoch, dass ausländische Menschen – also die nächsten Generationen – ins Altersheim kommen werden. Entsprechend brauchen wir auch Mitarbeitende, die sich in den jeweiligen Sprachen mit diesen Menschen verständigen können. Neben der grossen Herausforderung, die Flüchtlinge zu integrieren, birgt das Thema grosse Chancen um potenzielle Arbeitskräfte für unsere Branche zu erhalten.
Welche Herausforderungen sehen Sie zusätzlich noch auf die Branche zukommen?
Der Fachkräftemangel wird sich weiter verschärfen, und die demografische Entwicklung wird zyklisch ihren Lauf nehmen. Die grösste Herausforderung wird es aber sein, ein ausreichendes Angebot für eine Generation bereitzustellen, ohne dieses Angebot dann zu einer Hypothek, sprich in der Zukunft zu einem Überangebot, zu machen.
Verändert also der Wandel in der Gesellschaft auch ganz direkt die Bedürfnisse der kommenden Bewohner?
Absolut. Der Mensch wird unabhängig von seinem Alter immer anspruchsvoller. Diese Ansprüche werden beim Eintritt in eine Altersinstitution nicht abgelegt, sondern weiter beibehalten. Wir Menschen leben individueller, was eine grosse Palette von Angeboten, Dienstleistungen und Services erfordert. Exakt das müssen die Alters- und Pflegeheime in Zukunft in breiter Vielfalt bereitstellen.
«ES IST EINE SEHR GUTE AUSGANGSLAGE, MIT NEXUS EINEN ANBIETER AUF DEM MARKT ZU HABEN, WELCHER DIE GESAMTE INFORMATIKKOMPETENZ FÜR DIE BRANCHE MITBRINGT.»
Ein vielfältiges Angebot bedeutet auch wieder mehr Kosten. Wie gelingt es Ihnen, trotz der Regulierungen Ihre Umsätze zu steigern?
Unser Problem ist, dass 80 % der Kosten in unserem Umfeld fix sind. Auf der Ertragsseite ist mit einer 100 %igen Belegung automatisch auch 100 % des möglichen Umsatzes erreicht.
Welche Möglichkeiten können ausgeschöpft werden?
Wir versuchen, das Angebot, welches wir als Alterssiedlung zusätzlich zu den gesetzlichen Anforderungen bieten, optimal zu gestalten und mit einer guten Auslastung zu versehen. Wir müssen innovativ bleiben, denn nur so bleibt auch die Nachfrage konstant hoch.
Wie bleibt man innovativ und attraktiv und sichert so die Marktnachfrage?
Jeder unserer Bereichsleiter betrachtet sein Aufgabengebiet als sein Unternehmen. So entstehen Freiheiten, und diese ergeben Unternehmensentwicklungen. So entstehen Ideen. So entstehen verbesserte Partnerschaften und optimierte Prozesse.
Haben Sie als Alterssiedlung Kantengut einen Positionierungsvorteil?
Wir sind klar positioniert. Wir haben den höchsten Pflegeminuten-Durchschnitt in Graubünden. Zudem bieten wir für die leichteren Fälle schöne Alterswohnungen an. Dort operieren wir in Zusammenarbeit mit unserer eigenen Spitex. Ich glaube, dass wir für die restlichen Partner im Gesundheitswesen ein verlässlicher Dienstleister sind und hohe Fachkompetenz zu fairen Konditionen bieten.
Glauben Sie, dass die Tendenz weg vom Pflegebett und hin zum betreuten Wohnen geht?
Im Kanton Graubünden ist dies sogar manifest, da der Kanton in seinem Altersleitbild die ambulante Betreuung vor der stationären definiert hat. Der Kanton Graubünden hat zudem als erster Kanton seit letztem Jahr ein Gesetz, welches klare Regelungen rund um das betreute Wohnen festschreibt.
«ES FEHLT LEIDER OFT DIE BEREITSCHAFT, AUCH DIE MEHRKOSTEN ZU TRAGEN, WELCHE DURCH DIE DEMOGRAFISCHE ENTWICKLUNG ENTSTEHEN.»
Gemäss unseren Recherchen bietet die Alters- siedlung Kantengut bereits seit 1980 Alterswohnungen, sprich betreutes Wohnen. Spricht dies für Ihre fundierte Marktbeobachtung?
Wir sind sehr stolz darauf, mit der Christian Bener- Dalp Stiftung bereits 1980 definiert zu haben, dass zur Alterssiedlung Kantengut auch Pflegeheime, Alterswohnungen und ein Mahlzeitendienst für die Stadt gehören. Wir verteilen mit diesem einzigartigen Service noch heute über 25’000 Mahlzeiten pro Jahr an die Stadt. Insofern kann man durchaus sagen, dass wir auch in der Vergangenheit stets bemüht waren, die Marktveränderungen zu deuten.
«DIE BRANCHENFÜHRERIN NEXUS HAT DIE STÄRKE UND INNOVATIVITÄT, ZUKUNFTSORIENTIERT ZU ARBEITEN. DAS BRINGT DIE ALTERS- UND PFLEGEHEIME WEITER.»
Wie wichtig ist Ihnen der Siedlungsgedanke, welcher sich eben auch dank des Blickes in die Historie in Ihrem Namen wiederfindet?
Mir ist es sehr wichtig, dass wir nicht als Pflegeheim Kantengut wahrgenommen werden, sondern als Alterssiedlung Kantengut, denn der Siedlungsgedanke ist entscheidend. Wir leben das. Wir haben insgesamt sechs Gebäude, eine parkähn liche Anlage, betreutes Wohnen und vieles mehr.
Ist es auch eines Ihrer Ziele, ganz bewusst solchen Menschen ein Angebot zu bieten, die als ganz gering pflegebedürftig eingestuft werden?
Ja, denn die Vereinsamung und der Wunsch nach mehr Gesellschaft ist auch eine Lebenssituation, die aktuell existiert und die nicht wirklich mit Pflegebedürftigkeit zu tun hat. Deshalb braucht es zunehmend mehr Formen von Alterssiedlungen, damit alle Anliegen, Lebenssituationen und Lebensumstände berücksichtigt werden können.
Gerade beim Schweizer Parlamentssystem wird ein inhaltliches Lobbying immer wichtiger, um Anliegen wie die von Ihnen beschriebenen durchzubringen. Hat die Alters- und Pflegeheimbranche genügend Botschafter in Bern?
Nein, wir sind nicht ausreichend vertreten. Kantonal haben wir ein gutes Einvernehmen, aber die Lobbyarbeit in Bern müssen wir dahingehend verbessern, dass wir unsere Interessen besser darlegen.
Müssen die Altersinstitutionen nicht auch deutlicher zeigen, welch tolle Arbeit sie leisten?
Ganz klar. Es geht darum, dass wir deutlicher zeigen, was wir der Wirtschaft und der Allgemeinheit bieten. Schauen Sie, die Alters- und Pflegeheime in Graubünden sind die einzige Branche, welche in den Tälern mehr Stellen schafft als streicht. Die Gesamtheit der Heime im Kanton Graubünden ist mit 4’873 Mitarbeitern ein wichtiger Arbeitgeber im Kanton und sollten nicht länger nur als Kostenfaktor gesehen werden. Das müssen wir besser vermarkten. Wir sind die Ems-Chemie vom kleinen Tal.
Der Wandel der Zeit führt auch zum Wandel der Arbeitsinstrumente. Wie stark entlastet Sie die Software dabei, die vielen zu bewältigenden Arbeitsschritte innerhalb des Betriebs zu planen?
Unsere Arbeit mit der heutigen Flut an Dokumenten und nötigen Dokumentationen ist ohne eine sehr fundierte, detailliert und technisch vernetzte Softwaregesamtlösung nicht zu bewältigen.
«JE MEHR ANBIETER EINE INSTITUTION BERÜCKSICHTIGT, DESTO MEHR RESSOURCENBINDUNGEN, KOORDINATIONSAUFWENDUNGEN UND PROBLEME IM ALLTAG WERDEN ENTSTEHEN.»
Die NEXUS Schweiz AG betreut Sie nun seit Jahren mit Dienstleistungen und Produkten im Bereich Software. Was ist der Grund für Ihre langjährige Treue?
Der Hauptgrund liegt in der Partnerschaft mit der NEXUS und in einem sehr überzeugenden Gesamtprodukt – eben wirklich einer kompletten Heim lösung –, kombiniert mit einer Kundenbetreuung, bei welcher man sich als Kunde von der Geschäftsleitung bis hin zur Administration jederzeit ernst genommen und sehr persönlich betreut fühlt.
Sehen Sie die NEXUS auch in einem guten Licht, wenn es um Marktveränderungen, Weiterentwicklungen und die allgemeine Wahrnehmung neuer Kundenbedürfnisse geht?
Ich denke, dass gerade die NEXUS diese für die Altersheime sehr wichtigen Aspekte in den letzten Jahren fast vergleichslos optimiert hat und sie mit Überzeugung lebt. Die kostenlosen Impulsveranstaltungen, die Aufnahme von Entwicklungswünschen, die vielen Aktivitäten, welche dem Alters- und Pflegeheimmarkt zugutekommen, aber auch die Modernität der Vorwärtsstrategie sind Aspekte, welche man wirklich loben darf und loben soll.
Welche Aspekte sind für Sie entscheidend bei der Wahl von Softwareanbietern oder Informatikpartnern?
Schauen Sie, heute sind es nicht nur die technischen Schnittstellen, welche einem Betrieb wie uns grosse Sorgen bereiten, es sind vor allem auch die menschlichen Schnittstellen. Je mehr Anbieter eine Institution berücksichtigt, desto mehr Ressourcenbindungen, Koordinationsaufwendungen und Probleme im Alltag werden entstehen. Es ist eine sehr gute Ausgangslage, dass wir mit der NEXUS einen Anbieter am Markt haben, welche die Kompetenz hat, die vielen einzelnen fachspezialisierten Bereiche als Gesamtpaket auf dem Markt anzubieten.
Gerade auch, weil viele Veränderungen gesetzlicher Natur anstehen?
Richtig. Wenn der Branchensoftwarepartner die Möglichkeit hat, auch zukunftsorientiert zu arbeiten, ist dies in einem regulierten Markt, in dem vieles auch schnell nach gesetzlichen Aspekten umgesetzt werden muss, ein Vorteil.
«DER GESELLSCHAFTSWANDEL BEEINFLUSST DIE BEDÜRFNISSE DER KOMMENDEN BEWOHNER STARK.»
Die gesetzlichen Aspekte führen uns direkt zu unserer Landesregierung. Wenn Sie den Bundesrat beraten dürften, welche konkreten Veränderungen würden Sie sich für unser Land wünschen?
Ich würde versuchen, mehr Respekt vor der Indivi dualität zu initiieren. Die Erwartungen, die an ein Altersheim in Neuenburg gestellt werden, unterscheiden sich nun einmal grundlegend von den Erwartungen im Tal im schönen Engadin, und das muss mehr Berücksichtigung finden. Die Individualität ist eine Stärke unseres Landes.
Was ist in Ihren Augen die grösste Errungenschaft der Schweiz?
Die Neutralität und die Demokratie – das darf unser Land nie aufgeben.
Aktuell erleben wir, dass in vielen Ländern keine Medienfreiheit, geschweige denn Äusserungsfreiheit herrscht. Müssen wir da unsere Demokratie speziell in diesen Zeiten noch mehr schätzen?
Ja, uns ist nicht bewusst, was wir haben. Wir müssen das mehr schätzen und unserem Land und unserem Zusammenleben mehr Sorge tragen.
Zahlen und Fakten
Die Trägerschaft der Alterssiedlung Kantengut ist die Christian Bener-Dalp Stiftung mit Sitz in Chur. Zweck der Stiftung ist, Pflegebedürftigen eine Unterkunft, Behandlung und Pflege, sowie alten Menschen eine Wohngelegenheit zu bieten. Rund 115 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten nach dem Motto: Die Jahre mit Leben füllen.